Seit dem Jahr 2001 organisieren Prof. Tilman Jäger, ehemaliger Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium und langjähriger Leiter der AEG-Bigband, sowie der in Böblingen aufgewachsene Kulturmanager Ralf Püpcke, die „JazzTime“.
Unter dem Motto „Jazz & more“ bietet die Konzertreihe mittlerweile ein breitgefächertes musikalisches Programm mit internationalen und nationalen Jazzgrößen sowie Nachwuchstalenten der regionalen Szene.
Die Grundidee war von Beginn an unter einem bestimmten Motto besondere Gäste einzuladen. Das erste JazzTime-Konzert fand statt am 9. November 2001 unter dem Motto „Gershwin & more“. Restmittel des zuvor erfolgreichen ersten Böblinger Jazzfestivals 2001 machten es möglich. Die ersten beiden Konzerte im November und Dezember wurden dabei so gut aufgenommen, dass im kommenden Jahr die JazzTime als Konzertreihe fortgesetzt wurde. Ein Schwerpunkt dabei war Gäste einzuladen, die ein bestimmtes Instrument, einen Komponisten oder einen bestimmten Stil repräsentierten. Stammten die Gäste zuerst eher aus Baden-Württemberg, so wurde der Radius langsam immer größer und Gäste aus Europa und USA waren ebenfalls mit von der Partie. Auf der anderen Seite war die JazzTime-Bühne auch Sprungbrett für viele junge Böblinger Musiker und oftmals später dann der Beweis, welch hervorragende Musiker Böblingen und hier speziell die Kaderschmiede des AEG hervorgebracht hatte.
Im Laufe der Jahre konnten viele Konzerte mit immer neuen Themen realisieren werden. Manchmal (u.a. beim Jazzabend zu den Beatles) mussten alle Titel neu arrangiert werden und per E-Mail im PDF-Format zum Eigenstudium an die anderen Musiker versandt werden, bevor es zur ersten Probe ging.
Eine Kulturreihe, die so lange Bestand hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Kontinuität ist nur möglich, wenn verlässliche Partner zusammenarbeiten. Auf der einen Seite die künstlerische Leitung durch Prof. Tilman Jäger und die Organisation durch Ralf Püpcke, die beide mit großem Engagement und immer neuen Ideen diese Reihe seit Beginn wesentlich prägen. Beide wirken in der Stadt Böblingen schon seit Ende der 80er Jahre als Musiker und Kulturschaffende, sie kennen die Böblinger Kulturszene und das Böblinger Publikum.
Damit sind wir beim zweiten Partner: dem Publikum. Durchschnittlich 150 bis 180 Besuchern pro Veranstaltung sind eine Zahl die von Jazzclubs in ganz Deutschland selten erreicht wird. Das Böblinger JazzTime-Publikum ist aufgeschlossen, schätzt die musikalische Qualität und das besondere Ambiente, insbesondere im Württemberg-Saal der Kongresshalle Böblingen, dem „JazzTime-Wohnzimmer“. Viele sind zu treuen Stammbesuchern geworden.
Und das Stichwort Kontinuität führt zu den dritten Partnern: der Stadt Böblingen, die diese Konzertreihe stetig unterstützt hat. Stellvertretend namentlich die Kulturamtsleiter Peter Conzelmann und seit 2023 Sven Reisch. Ebenso von Beginn an die Kreissparkasse Böblingen und seit einigen Jahren das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Ohne eine nachhaltige Förderung und deren kompetente Akteure könnte so eine Konzertreihe nicht dauerhaft realisiert werden.
Weitere Erfolgsgaranten für die JazzTime sind kompetente Tontechniker wie zu Beginn viele Jahre Peter Gärtner, anschließend über 10 Jahre Chris Räder und seit ca. 2020 Jonas Stephan, selbst studierter Musiker und als ehemaliger AEG-Schüler (damals ein engagierter Abendkassen-Helfer) ein Böblinger Eigengewächs. Zudem das CCBS-Team, deren Bühnen- und Lichttechniker, die CCBS-Gastronomie, sowie Graphiker Peter Gärtner (der heißt zufällig so wie unser erster Tontechniker...), der von Beginn an der JazzTime ein prägendes und genial-schräges Design erschaffen hat. Und die ganze Familie Püpcke, die viele Jahre Werbemittel in der Stadt verteilt hat, heutzutage weiterhin Blumen besorgt oder die Abendkasse managt.
Last but not least haben viele engagierte Journalisten und deren Presseberichte, insbesondere in der KREISZEITUNG Böblinger Bote und der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung, dazu beigetragen, dass die JazzTime immer bekannter und für die musikalische Qualität wertgeschätzt wurde.
Ein besonderer Dank gilt (stellvertretend für viele Pressefotografen) Rainer Ortag, der seit 2020 viele schöne JazzTime-Live-Fotos gemacht hat und das ambitionierte Online-Jazz-Magazin www.jazzreportagen.com betreibt inklusive eigener JazzTime-Unterseite mit einigen Konzert-Nachberichten. Nachfolgend ein paar Fotos von Rainer Ortag.
Die Stadt Böblingen ehrt im zweijährigen Rhythmus Persönlichkeiten, die sich in herausragender Art und Weise im kulturellen Bereich in und für Böblingen einsetzen und das kulturelle Leben der Stadt maßgeblich bereichern. Im Jahr 2023 beschloss der Verwaltungs- und Kulturausschuss, die Veranstaltungsmacher Dr. Ulrich Köppen, Prof. Tilman Jäger und Ralf Püpcke auszuzeichnen. Mit den Reihen „Internationales Pianistenfestival“ und „JazzTime“ prägen sie seit vielen Jahren im besten Sinne nachhaltig das Böblinger Musikleben.
Die nachfolgende Laudatio auf das „JazzTime-Duo“ hat Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz im Rahmen der Preisverleihung am 12. November 2023 um 11.00 Uhr im Museum Zehntscheuer in Böblingen verlesen.
Laudatio (Auszug) Prof. Tilman Jäger und Ralf Püpcke
Am 9. November 2001 fand das erste Konzert der „JazzTime“ statt. Im Februar 2019 war das 100. Konzert. „Jazz & more“ ist seit Anfang an das Motto – und die Mischung aus „Local Heroes“ der Böblinger und regionalen Jazzszene und national gefragten Gästen ist das Prinzip. Die JazzTime Böblingen hat eine lange Tradition und einen treuen Stamm an begeisterten JazzTime-Freund*innen. Und: Die JazzTime steht und fällt mit ihren beiden Machern: Prof. Tilman Jäger und Ralf Püpcke.
Pädagogik und Jazz durchziehen den Lebenslauf von Ihnen, lieber Herr Jäger, wie ein roter Faden. Pädagogik und Jazz sind zugleich die engen Verbindungslinien von Ihnen mit der Stadt Böblingen. Nach dem Studium der Schulmusik mit Verbreiterungsfach Jazz, nach u. a. einer Finalteilnahme beim 1. Internationalen Jazzpianowettbewerb in Paris 1989 und kurzer Lehrertätigkeit andernorts, verschlug es Sie 1991 nach Böblingen. Genauer: an das Albert-Einstein-Gymnasium und – wie man so schön sagt – der Rest ist Geschichte. Aufbau der AEG-Bigband, internationale Tourneen, erste Preise beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ 1993 und beim Deutschen Orchesterwettbewerb 2000 – das sind die harten Fakten eines höchst erfolgreichen musikpädagogischen Lebenslaufs.
Weniger griffig formulierbar, aber vielleicht von noch größerer Auswirkung ist: Der Einfluss auf Generationen von Schüler*innen, denen Sie Ihre Begeisterung für die Musik, für den Jazz weitergegeben haben. Viele davon haben eine Laufbahn als professionelle Musiker*innen eingeschlagen. Und viele von ihnen zeigen ihre Verbundenheit mit Böblingen und mit Ihnen, Herr Jäger, als Gäste der JazzTime. Darunter Namen wie Jochen Weiß und Martin Simon, Tobias Becker, Joachim Staudt, Joachim Ambros – oder wie eben auch Judith Goldbach. Nicht umsonst hat das Ministerium für Kultur, Jugend und Sport Baden-Württemberg Sie im September 1998 zu seinem Jazz-Beauftragten gemacht.
Schule und Jazz – das sind Sie, lieber Herr Jäger. Bereits früh unterrichteten Sie aber nicht nur am Gymnasium, sondern auch an der Musikhochschule. Zunächst in Stuttgart, später für lange Jahre an der Musikhochschule in Trossingen. Und wir können im Grunde sagen: Es ist Fluch und Segen zugleich: Eigentlich sollten gute Lehrer*innen ja für immer direkt mit den Schüler*innen arbeiten. Aber selbstverständlich ist es auch mindestens genauso wichtig, dass Lehrertalente ihr Wissen und ihre Erfahrung an den Lehrernachwuchs weitergeben. Und so war es für das AEG und für Böblingen zwar schmerzlich, aber doch irgendwie erwartbar, dass ein Vorzeigemusiklehrer wie Sie, Herr Jäger, einmal dem Ruf einer Hochschule erliegen würde. 2004 war es soweit. Sie wurden zum Professor für schulpraktisches Klavierspiel in München berufen. Ein letzter musikalischer Gruß an Ihrer Böblinger Wirkungsstätte, die letzte CD der AEG-Bigband unter Ihrer Leitung, erhielt so dann auch den bedeutungsschwangeren Titel „Dream of the Return“ – eigentlich ein Titel des Jazzgitarristen Pat Metheny, aber selbstverständlich auch mit autobiografischer Bedeutung für den Bandleader, für die Band und die ganze Schulgemeinschaft.
Für die Stadt Böblingen allerdings und für die JazzTime galt, und darüber sind wir froh: Sie waren nie weg! Als Leiter des Böblinger Vokalensembles mit faszinierenden Chor-Konzerten. Und selbstverständlich als Mitorganisator, spiritus rector und Pianist der JazzTime. Vielmehr bereicherten Sie fortan Ihre Jazzreihe mit bajuwarischswingenden Gästen aus der Münchner Jazzszene, die Sie als sympathischen Exil-Schwaben sehr schnell ins Herz geschlossen hat. Die treue Böblinger Fangemeinde ist jedenfalls regelmäßig begeistert, wenn Sie – quasi ihr „verlorener Sohn“ – für die JazzTime immer wieder nach Hause kommen. Wenn Sie mit ihren musikalischen Gästen, Kolleg*innen und Freund*innen die Jazzfunken sprühen lassen. Mittlerweile hat sich die frohe Kunde herumgesprochen, dass der Lebensmittelpunkt von Tilman und Eva Jäger wieder näher an Böblingen heranrücken wird. Und das sät die Hoffnung, wieder noch mehr Tilman Jäger in Böblingen sehen und hören zu können. Wir freuen uns darauf!
Musik – AEG – Böblingen. Die drei Stichworte verbanden Tilman Jäger und Sie, lieber Herr Püpcke, schon lange, bevor an das gemeinsame Projekt „JazzTime“ überhaupt zu denken war. Sie sind in Böblingen aufgewachsen, haben das AEG besucht und dort auch Ihre Liebe zur Musik entwickelt. Mit zehn Jahren beschlossen Sie, dass Sie trommeln wollen, und im Elternhaus gab es im Keller einen Raum zum Üben, verrieten Sie vor ein paar Jahren der Stuttgarter Zeitung. Seitdem haben Sie die Schlegel nicht mehr aus der Hand gegeben, fegen damit nach wie vor z. B. in unserer Nachbarstadt bei der STB Big Band über die Trommeln.
Beruflich hat es Sie jedoch dann eher hinter die Bühne verschlagen. Das aber sehr konsequent, mit großer Leidenschaft und immer im Dienste der Kultur. Schon während der Studienzeit zum Werbeassistenten und zum Diplom-Betriebswirt arbeiteten Sie bei verschiedenen Sommerfestivals der Internationalen Bachakademie Stuttgart mit. Ihr Praxissemester in Eugene, Oregon (USA), absolvierten Sie im Marketing des Oregon Bach Festivals. Seit 2000 sind Sie, Herr Püpcke, selbstständiger Kulturmanager, betreuen Künstler*innen und organisieren Veranstaltungen im Kulturbereich in der ganzen Region Stuttgart und darüber hinaus.
In Böblingen engagieren Sie sich von Anfang an als Organisator der JazzTime und tragen mit großem Engagement, viel Kreativität und Akribie zur langanhaltenden Erfolgsgeschichte der Konzertreihe bei. Sie entstammen einer kulturbegeisterten Familie, die das Böblinger Kulturleben intensiv begleitet, nutzt und mitgestaltet, in unseren Museen und bei vielen Veranstaltungen und Konzerten. Die Püpckes sind oft und gern gesehene Gäste. Und auch Ihre Schwester begleitet die JazzTime als ehrenamtliche Unterstützerin. Man merkt Ihnen, Herr Püpcke, diese familiäre und kulturelle Verbundenheit mit Böblingen und seiner Musikszene an. Sie steht für den einzigartigen Charakter unserer JazzTime in Böblingen.
In Ihrer neuen Heimat Stuttgart bringen Sie sich ebenfalls aktiv ein. Zwischen 2014 und 2017 als Geschäftsführer der mh-Stuttgart GmbH, seit 2020 als Geschäftsführer und stellvertretender Vorstand des Konzerthaus Stuttgart e. V. sowie seit 2022 als Geschäftsführer des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg. Und, auch das verbindet Sie mit Tilman Jäger, Sie geben Ihr Wissen und Ihre Erfahrung an den Kulturmanagement-Nachwuchs weiter: als Dozent in Stuttgart, Ludwigsburg und an der Donau-Universität in unserer Partnerstadt Krems.
Lieber Tilman Jäger, lieber Ralf Püpcke, Sie haben in Böblingen eine Heimat für den Jazz geschaffen, ein Kleinod für Jazzfreund*innen fernab der pulsierenden Jazzmetropolen und dennoch stets am Puls der Zeit. Das Publikum dankt es ihnen regelmäßig mit gut gefüllten Konzerten und großen Begeisterungsstürmen. Und wir danken es Ihnen mit dem Kulturpreis der Stadt Böblingen. Herzlichen Glückwunsch!
Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz
12. November 2023